Arado Werksflugplatz

Der Flugplatz „Alt-Lönnewitz“ diente den ARADO Flugzeugwerken ab 1943 als Werksflugplatz und Flugerprobungsplatz. Der Grund für den Umzug des bis dahin genutzten Flugplatzes Rheine war, dass jener zu dicht an der immer näher kommenden Westfront lag. 

Am 13. September 1943 überführte Werkspilot Selle den zweiten Prototypen Ar 234A V2 (DP+AW) nach Lönnewitz.

Dafür wurde die Flugzeughalle 5 für ARADO bereit gestellt. Hier richtete man unter strengster Geheimhaltung eine kleine Endmontagefertigung für den ersten Düsenstrahl betriebenen Bomber der Welt ein. Die dafür benötigten Baugruppen wurden dann per Bahn über Falkenberg nach Alt-Lönnewitz gebracht. Die Tragflächen kamen z. B. aus Brandenburg und der Flugzeugrumpf aus Wittenberg per Bahn nach Alt-Lönnewitz. Im Hangar 5 wurden dann die Baugruppen zusammen gebaut. In dieser Halle hatten nur Personen Zutritt, die unmittelbar mit der Erprobung oder der Endmontage zu tun hatten.

Ein großes Problem war für die Ar 234A, das man für das Flugzeug zum Start einen Startwagen benötigte, da das Versuchsflugzeug noch kein konventionelles Fahrwerk besaß. Zur Landung nutzte die Ar 234A Kufen, womit sie dann später auf der Grasbahn landete. Der Startwagen wurde beim Abheben von der Ar 234A getrennt und mit Hilfe eines Fallschirmes abgebremst. Häufig versagte jedoch der Fallschirm und der Startwagen schoss dann unkontrolliert über das Flugfeld, wobei er häufig zerstört wurde. Dieser unkontrollierbare Startwagen schoss dann auch oftmals über das Flugplatzgelände hinaus, über die alte „Mühlberger Straße“, die damals Alt-Lönnewitz mit Falkenberg verband. Dabei wurden mehrfach Personen fast getötet und man entschloss sich, diese Straße über den Flugplatz zu sperren. Im Sommer 1944 wurde zusätzlich die betonierte Start- und Landebahn in Richtung Osten um 800 m auf  eine Gesamtlänge von 2000 m verlängert. Ab September 1944 wurde in Lönnewitz die neue Ar 234B Version gebaut, die jetzt auch ein konventionelles Fahrwerk besaß, dafür benötigte man unbedingt die neue verlängerte Startbahn für die neuen Turbojets. Auch andere Turbojets wie die Me 262 nutzten jetzt Alt-Lönnewitz als Ausweichflugplatz.

Der Flugplatz Alt-Lönnewitz zählte seit dieser Zeit zu den modernsten des Dritten Reiches. Durch die alliierten Bombardierungen der deutschen Rüstungsindustrie entschloss man sich auch die Flugzeugproduktion stark zu dezentralisieren. Auf  dem Fliegerhorst Alt-Lönnewitz war die Halle 4 für ein Hochfahren der Endmontage der Ar 234B zu klein. Deshalb entschloss man sich 1944 zum Bau eines neuen Endmontagehangars, südlich des Flugplatzes, in der Nähe von Blumenberg. Ab September 1944 wurde die Ar 234B in Alt-Lönnewitz unter den Firmendecknamen  Altan GmbH von einer Werkstattkompanie unter Einschaltung  ausländischer Fachkräfte endmontiert, ausgerüstet und erprobt. Hier wurde der 1. Düsenbomber der Welt in Serie gebaut. Zu diesem Zweck wurde die Verbindungsstraße zwischen der Straße nach Torgau (südlich des Horstes, heute B183) und dem Dorf Blumenberg verbreitert, eingeebnet und mit Split belegt. In etwa 2,5 km Entfernung wurden noch Montagehangars in der Deckung des Waldes nahe Blumenberg angelegt. Die Behelfspiste wurde als Behelfsstart- und Landebahn, sowie als Rollweg zum Flugplatz Lönnewitz genutzt. Auf diesem Rollweg wurden dann die endmontierten Ar 234B mit Hilfe eines Flugzeugschleppers zum Einfliegen auf den Fliegerhorst gezogen. In der neuen Endmontagehalle bei Blumenberg sind noch bis 20.Februar 188 Ar 234B und bis Kriegsende  19 Ar 234 C1/C3 endmontiert wurden.

Am 10. Juni 1944 wurde das Kampfgeschwader KG 76 nach Alt-Lönnewitz verlegt um es mit den neuen Arados Ar 234B auszurüsten. Die Piloten sollten frühzeitig vor Ort Erfahrungen mit dem Flugzeug gewinnen und das Werk zugleich bei der Erprobung unterstützen. Zur taktischen Einsatzerprobung verlegte man das KG 76 von Alt-Lönnewitz anschließend nach Burg bei Magdeburg. Nach Kriegsende wurde die Arado-Endmontagehalle demontiert und als Reparationszahlung nach Russland transportiert. Da es nach dem Krieg der Bevölkerung an allem fehlte, wurden von der umliegenden Bevölkerung selbst die noch stehenden Grundmauern und Fundamente demontiert und als Baumaterial wieder verwendet.

Außer der Schule und der Montage der Ar 234 wurde der Platz noch vorübergehend durch andere  Gruppen und Kommandoeinheiten genutzt. So zum Beispiel von einer Einheit, die zur Versorgung der in den östlichen Gebieten Deutschlands eingeschlossenen Städte (Breslau, Elbing, Arnswalde, Posen, Glogau usw.) eingesetzt war. Diese Städte verteidigten sich gegen die vorrückende Rote Armee und wurden deshalb von dieser umgangen. Diese Städte wurden zu „Festungen“ erklärt und sollten sich nicht ergeben.

Ebenfalls wurden deutsche eingekesselte Truppenteile, die sich versuchten nach Deutschland durchzuschlagen, aus der Luft versorgt.

Die fliegenden Versorgungsverbände mussten nach und nach die in den ehemaligen deutschen Ostgebieten liegenden  Fliegerhorste aufgeben, weil sie von sowjetischen Truppen besetzt wurden. So auch der Fliegerhorst Sagan-Küpper. Über den Fliegerhorst Welzow verlegte man die Versorgungsgruppen nach Alt-Lönnewitz (11.02.1945). Dies war z.B. die“ Gruppe Herzog“ und die FKB-Staffel (Fallschirm-Kampf-Beobachter).

Diese Verbände versorgten u. a. von Lönnewitz aus noch bis kurz vor Kriegsende eingeschlossene deutsche Truppen.

In der zweiten Aprilhälfte 1945 setzten sich alle noch fliegbaren Verbände Richtung Süden ab. Alle noch in Lönnewitz verbleibenden Flugzeuge wurden noch vor der einmarschierenden Roten Arme gesprengt.

Ein Großteil der Beschäftigten, die nicht aus Falkenberg und Umgebung stammten, versuchten vor dem Eintreffen der Roten Armee zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit Fahrzeugen in Richtung Westen zu flüchten.

Am 24. April zieht die Rote Armee in Falkenberg und auf dem Fliegerhorst Alt-Lönnewitz ein. Es war ein Tag bevor man sich in Torgau an der Elbe mit der U.S. Army trafen.